1826 ~ Joseph Nicéphore Niépce gelingt im Sommer 1826 durch Heliographie das erste haltbare ‚Foto‘ der Welt. Niépce platzierte an der Rückwand einer Lochkamera jodierte Silberplatten, auf denen sich durch einfallendes Licht Silberjodid anreicherte. Auf den jodierten Silberplatten wurde nach 8-9 Stunden Belichtung das Bild sichtbar.
1839 ~ Jean Jacques Mandé Daguerre entwickelt die „Daguerrotypie“. Versilberte Kupferplatten werden mit Jod lichtempfindlich gemacht und durch Quecksilberdampf entwickelt. Damit gelang Daguerre im Foto ‚Boulevard du Temple‘ wohl eher zufällig, die erste fotografische Aufnahme eines Menschen (Belichtungszeit 4 bis 5 Minuten).
1851 ~ Frederick Scott Archer und Gustave Le Gray entwickeln das Kollodium-Nassplatten-Verfahren. Glasplatten werden mit Kollodium, einem Gemenge aus Nitrocellulose, Ether, Alkohol und Halogensalzen beschichtet. Die noch feuchte Platte wird in ein Bad mit Silbernitratlösung getaucht, wodurch sich in der Kollodiumschicht UV lichtempfindliche Silbersalze bilden. Danach wird die nasse Platte in einer Kamera belichtet. Die anschließende Entwicklung erfolgt z.B. auf Basis von Eisensulfat, das Fixieren in einer Lösung aus Natriumthiosulfat. Es entsteht ein Glasnegativ (Ambrotype), welches durch einen dunklen Hintergrund sichtbar, also positiv erscheint. Später fanden mit Albumen beschichtete Aluminiumplatten (Tintypes) große Beliebtheit, man erhielt dabei Positivplatten. Das Nassplatten-Verfahren glich einer Revolution in der Fotografie. Durch eine im Vergleich zur Daguerrotypie viel höheren Lichtempfindlichkeit, waren Belichtungszeiten im Sekundenbereich möglich. Die Portraitfotografie war geboren! Die Nassplatten-Fotografie hielt sich bis in die 20iger Jahre hinein, da sie im Vergleich zum später erfundenen Gelatineverfahren deutlich günstiger war.
1870 ~ Richard Maddox gelang durch die Entwicklung der trockenen Gelatine-Platten ein weiterer großer Schritt in der Fotografie. Aus dieser Grundlage heraus entstanden später lagerfähige Rollfilme, welche ganz neue Einsatzmöglichkeiten ermöglichten. Die Fotografie erreichte den Normalbürger!
1988 ~ Mit der Einführung der ersten Digitalkameras erfolgte in den Achtzigern der bisher letzte Meilenstein in der Fotografie.
Während sich 2020 die Welt mit dem Coronavirus infizierte, wurde ich zu Beginn der Pandemie durch das Kollodiumfieber angesteckt. Ein günstiger Zeitpunkt, denn für dieses antike Hobby benötigt man sehr viel Zeit und Energie, um vielerlei Gerätschaften zu beschaffen, restaurieren oder nachzubauen. Deshalb sind Geschicklichkeit in Bereichen wie die des Schreiners, Schneiders usw. ebenfalls von Vorteil. Nach anfänglich ersten erfolgreichen Nassplattentests absolvierte ich 2022 einen Workshop, um mein Wissen zu erweitern und vertiefen. Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren ist extrem vielfältig und wird von unzähligen Faktoren beeinflusst, so dass kein Bild dem anderen gleicht. Es entstehen handwerkliche, nicht reproduzierbare Unikate. Der Charme aus chemiebehafteten Bildfehlstellen und der durch antike Objektive geprägte Bildcharakter, erschafft Portraits, welche mich von Beginn an fasziniert haben. Im Gegensatz zur neuzeitlichen Fotografie entstehen Seelenbilder, welche uns zeitlich gesehen, lange überdauern werden. Mein Ziel ist es, diese historische Technik mit der modernen Porträtfotografie zu verbinden.
In meinem Studio biete ich diese historische Nassplattenporträts in den beiden Varianten Ambrotype und Tintype an.Ein Ambrotype ist ein Bild auf einer Glasplatte. Wird das weißliche Glasnegativ mit schwarzem Papier oder Samt hinterlegt, so erhält es eine positive Bildwirkung, auch Scheinpositiv genannt. Dieses Verfahren wurde zwischen 1851 und 1890 verwendet.Ein Tintype, auch Ferrotype genannt, ist ein Bild auf einer schwarz lackierten Metallplatte und dadurch ein Direktpositiv-Verfahren. Durch das Dunkelfeldprinzip erscheint das fotochemische Negativ vor dunklem Hintergrund als lichtwertrichtig und spiegelverkehrt. Diese Technik wurde von 1855 an bis in die 1930er Jahre angewandt.
Falls ich dein Interesse geweckt habe und du ein solches Unikat anfertigen lassen möchtest, freue ich mich auf eine Nachricht von dir. In meinem Portfolio findest Du solche Historic Portraits.
Ein spontaner Termin ist nur schwer möglich, da viele Vorbereitungen, wie z.B. die Herstellung und Reifung der Chemie, getroffen werden müssen. Das Shooting für ein einzelnes Porträt benötigt eine Zeit von etwa einer Stunde, jedes weitere Bild nochmals rund 30 Minuten. Während des Shootings erkläre ich sehr gerne die Vorgehensweise beim Nassplattenporträt, so dass Du einen Einblick in dieses historische Handwerk erhältst. Das Bild wird nach dem Shooting noch weiter verarbeitet (Waschen/Trocknen/Versiegeln).
Die Preise bilden sich je nach Variante, Größe und Menge. Daher bitte ganz unverbindlich anfragen! Gerne kannst Du mich auch für einen ganztägigen Event anfragen.Beispiele:Tintype 9x12cm 69€ ; Tintype 13x18cm 99€ ; Tintype 18x24cm 149€Ambrotype 13x18cm 119€ ; Ambrotype 18x24cm 169€Für das zweites Porträt während einer Sitzung erhalten Sie ca. 20% Rabatt, ab einem dritten Porträt rund 30%.Ambrotypes biete ich auch in den quadratischen Formaten 18x18cm oder 24x24cm an.